Alois und Josefine Brunner

(Alois Brunner)
geboren 2.1.1907 in Matrei am Brenner
gestorben 9.9.1943 in München-Stadelheim

(Josefine Brunner)
geboren 26.2.1909 in Innsbruck
gestorben 9.9.1943 in München-Stadelheim

1935 bezogen Josefine Ragnes und Alois Brunner eine gemeinsame Wohnung in Wörgl, 1938 heirateten sie. Alois Brunner war seit Mitte der 1920er Jahre Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, ab 1929 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und des Republikanischen Schutzbundes. 1926 saß er das erste Mal für seine politische Gesinnung im Gefängnis. Er nahm an den Februar-Kämpfen 1934 teil und wurde deshalb zur Verbüßung einer achtmonatigen Haftstrafe im Gefangenenhaus in Stein a. d. Donau verurteilt. Wenige Wochen nach seiner Freilassung stand er wegen des Besitzes bzw. der «Empfangnahme und Weitergabe von sozialdemokratischen Flugblättern» wieder vor Gericht. Das Ehepaar engagierte sich während des Austrofaschismus bei den Revolutionären Sozialisten. 1933 lernten Alois Brunner und seine Frau Josefine, die seit 1932 der SPÖ angehörte, den bayrischen Sozialdemokraten Waldemar von Knoeringen kennen, der seit 1935 die Widerstandsgruppe «Neu Beginnen» im süddeutschen und österreichischen Raum aufbaute. Ab 1937 verlagerte sich der Schwerpunkt der Widerstandstätigkeit von Josefine und Alois Brunner in Zusammenarbeit mit von Knöringen von der Opposition gegen den Austrofaschismus zum Kampf gegen den Nationalsozialismus. Alois Brunner übernahm die Stützpunktleitung in Wörgl. Wegen seiner politischen Vorstrafen war es in erster Linie Josefine Brunner, die umfangreiche Kurierdienste im Rahmen eines Netzes von sozialdemokratischen Widerstandsgruppen zwischen Tirol, Augsburg, München, Salzburg und Wien leistete. Zu diesem Zweck war sie 1937 in der Tschechoslowakei in der Handhabung chemischer und photographischer Techniken geschult worden. Das Ehepaar Brunner war jahrelang eine der Drehscheiben des weit über Tirol hinaus verzweigten sozialdemokratischen Widerstandes der von Knöringen inspirierten Gruppen. Regelmäßige Berichte über die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verhältnisse bildeten einen Schwerpunkt ihrer konspirativen Tätigkeit. Der Transport einer geringfügigen Menge von Eisenfeilspänen für die mögliche Sabotage von Eisenbahnwaggons und sechs Pistolen von Augsburg nach Wörgl wurde Josefine Brunner als besonders erschwerend zur Last gelegt. Es waren die innerhalb der Organisation sehr umstrittenen Kontakte der Salzburger Gruppe zur seit längerem unter Beobachtung der Gestapo stehenden KPÖ, die schließlich ab Anfang 1942 zur Verhaftung von über 200 Mitgliedern der Revolutionären Sozialisten führten. Am 16. Mai 1942 wurden Josefine und Alois Brunner festgenommen. Nach mehr als einem Jahr Gestapohaft verkündete der Volksgerichtshof nach der Hauptverhandlung in Innsbruck am 28. Mai 1943 für beide das Todesurteil wegen Feindbegünstigung und ihrer führenden Stellung bei der Errichtung einer Organisation mit hochverräterischen Bestrebungen im Sinne der illegalen Sozialdemokratischen Partei. Die letzen Wochen ihres Lebens verbrachten Josefine und Alois Brunner im Gefängnis München-Stadelheim, wo sie, ohne sich sehen zu dürfen, am 9. September 1943 hingerichtet wurden.

Alois und Josefine Brunner

Hormayr, Josefine Brunner, S. 98-105.
Online-Datenbank. DeGruyter. Anklage 7J 421/42g und Urteil 6H 6 3 -- 7J 42 2g.
Widerstand und Verfolgung in Tirol 1, S. 156-164.

https://www.eduard-wallnoefer-platz.at/biografie/Alois+und+Josefine+Brunner/14
Abgerufen am: 20.04.2024